Dienstag, 11. August 2009

Erwischt

War ja klar, Herr von Eich hat was gemerkt und wollte mich, als ich trainieren war, vom Fitnesscenter abholen. Da war ich aber nicht, sondern im Internetcafé. Gab einen Riesenärger, jetzt schlaf ich wieder im Stall. Er sagt ja, dass das abhärtet und ich eben verweichlicht bin. Aber selber im Stall schlafen hat er bestimmt noch nie gemacht.

Ich bin schon ewig hier und hab eigentlich nix gelernt. Von Eich ist zur Zeit fast nie da und wenn er mal da ist, nervt er nur mit Sachen rum, die eh keiner braucht, z.B. wie ich beim Dinner richtig essen soll.

Und dann immer dieser Schickimickifraß. Ich hasse Pastete. Meine Mama hat immer so leckere Schnitzel in der Mikrowelle gemacht, die vermiss ich. Ich überleg langsam abzuhauen. Weiss aber nicht wohin...

Mittwoch, 22. Juli 2009

Per Anhalter durch den Wald

Die Sache mit dem Fitnesscenter wächst mir über den Kopf. Herr von Eich wollte mich schon mal besuchen, wenn ich trainiere, aber er hat zum Glück davon abgesehen, weil er sich ein wenig vor "halbnacktem Proletariat" fürchte. Ich bin jetzt einmal dagewesen damit die dort mein Gesicht kennen. Per Anhalter fahren ist doch gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Auf dem Hinweg hatte ich schon ein bisschen Angst, weil der Typ plötzlich in den Wald gefahren ist. Der ist aber nur kurz in sein Haus rein, was im Wald liegt, und hat Fleischerfolie geholt. Keine Ahnung warum.

Im Fitnesscenter bin ich zu einer Trainerin namens Caro (stand auf ihrem Schild) gegangen, die hat mich kurz angeschaut und dann gesagt, dass sie beschäftigt ist und Chrissy sich um mich kümmert. Der Chrissy war zwar eigentlich nett, aber ich musste ganz schön viel Sport machen. Die Caro konnte ich die ganze Zeit beobachten, die stand immer nur rum. Ist mir aber wayne.

Rückfahrt war OK, junges nettes Ehepaar mit Kind, das mir immer die Zunge rausgestreckt hat, wenn die Eltern nicht hingesehen haben.

Dienstag, 7. Juli 2009

Geburtstag!

Gestern hatte ich Geburtstag. Herr von Eich hat mich nach seinem Frühstück zur Seite genommen und mir feierlich mitgeteilt, dass ich nun ein Jahr lang zu "Super-Fitness" gehen darf. Die nächste Filiale ist ca. 20 km entfernt. Als ich fragte, wie ich dahin kommen soll, sagte er, dass sein Geschenk wohl ausreichend sei und in dieser Hinsicht mein Erfindungsreichtum gefragt sei, da Armut bekanntlich gezwungenermaßen kreativ mache.
Heute sollte ich zum ersten Mal per Anhalter da hin. Dass ich dabei beraubt oder sonstwas werde, hält Herr von Eich für unwahrscheinlich, weil ich ja arm und nicht gutaussehend genug für ein Sexualverbrechen sei. Ich bin aber lieber wieder mit meinem versteckten Fahrrad ins Internetcafé gefahren.
Meine Eltern haben mir übrigens nicht gratuliert.

Freitag, 26. Juni 2009

Der Gevatter ist tot

Zum Glück muss ich nicht mehr zu Ivica rüber, wenn ich ins Internet will. Hab jetzt ein Fahrrad im Wald versteckt, und wenn ich joggen gehen soll oder Herr von Eich ausreitet, fahr ich ins nächste Dorf, irgendein -ingen oder -bostel, keine Ahnung. Da gibts dann ein Internet-Café. Ich bezahl das mit dem Geld von Pfandflaschen, die ich entweder auf dem Hof klaue oder unterwegs finde. Heute kann ich eine ganze Stunde ins Netz gehen. Zum Beispiel mal ein paar Leuten aus alten Zockertagen guten Tag sagen oder so.

Herr von Eichs Gevatter, also sein Taufpate, wie er mir erklärte, ist gestern gestorben. Er wurde 93 Jahre alt, Herr von Eich meint, dass es daran lag,weil er darauf achtete, kein ausländisches Personal einzustellen, damit dieses keine parasitären Krankheiten einschleppen konnte. Er glaubt, dass dies heute nicht mehr möglich ist, weil deutsches Personal im Schnitt doppelt so viel Geld verlangt und sowieso viel zu viele Ansprüche hat. Aber dank der Wirtschaftskrise wird sich dies wohl wieder ändern, meint er.

Mittwoch, 24. Juni 2009

Willkommen in der Steinzeit

Herr von Eich hat zur Strafe, weil ich nachts am Computer war, den Router und die Notebooks in seinem Tresor verschlossen. Er sagt, er selber brauche kein Internet, weil er dort sowieso nur auf Proleten und Ausländer treffe. Daher bin ich jetzt seit vier Wochen ohne Inet. Um hier zu schreiben, muss ich ins Gesindehaus (das sagt Herr von Eich immer) zu Ivica. Der hat nämlich ein Netbook mit HSDPA-Stick. Was ich dafür tun muss, um da ranzukommen, möcht ich nicht näher erläutern. Na ja, fürs Internet tu ich ja alles.

Ansonsten machts hier grad keinen Spaß. Ich muss jetzt noch früher aufstehen und joggen, weil Herr von Eich meint, ich müsste schneller abnehmen, als das jetzt der Fall ist. Ich nehm aber kaum was ab, weil ich allein rausgeh und deshalb nicht so viel laufe. Mal sehen, er hat mir schon gedroht, dass er mitkommt, wenn ich keine guten Fortschritte mach.

Letztens hat er mich bei einem Dîner seinen Freunden und Bekannten gezeigt. Ich hab einen sehr schicken, geliehenen Anzug angehabt. Von Eich meinte vor allen Leuten, er fühle sich wie in 'My fair lady', dass 'My fat boy' aber besser passe, und dann mit den anderen in sich hineingelacht. Mich hat er dann vor dem Essen wieder weggeschickt, weil ich ihn sonst blamieren könnte.

Leider hab ich nicht so viel Zeit hier vor dem Rechner, Ivica sitzt mir schon im Nacken, und deshalb hör ich jetzt auf. Wenn mein Rücken nicht mehr so wund ist, schreib ich mal wieder was.

Mittwoch, 13. Mai 2009

Mein Tagesablauf

Von nun an möchte ich Euch über meine Entwicklung auf dem Laufenden halten. Ich beschreib hier erstmal meinen Tagesablauf. Die nächsten Male kommen dann aktuellere Erlebnisse von mir.

Die Chancen, die ich seit einem halben Jahr hier auf dem Hof bekomme, nutze ich so gut es geht. Es ist aber auch sehr anstrengend, Zeit zum Zocken habe ich fast nie. Ich steh morgens sehr früh auf, kümmere mich um die Post des Herrn von Eich, hole die Zutaten für sein Frühstück zusammen, gebe sie dem Koch und warte dann auf seine Ankunft im Speisesaal. Sobald von Eich da ist, lese ich ihm die Schlagzeilen aus der Zeitung vor und, wenn er es wünscht, die dazugehörigen Artikel. Je nach Laune des Herrn kann es passieren, dass ich etwas von ihm - unabsichtlich, wie er sagt - auf die Erde geworfenes Essen zu mir nehmen muss. Er meint, dies würde mich abhärten, da ich durch mein Leben am PC zu verweichlicht sei.
Vor dem Mittagessen mache ich den Schreibkram fertig. Meistens wimmele ich schriftliche Bitten um Spenden ab oder so.
Wenn Herr von Eich ausreiten möchte, hab ich nur wenig zu tun. Die Knechte bereiten das Pferd vor und ich muss höchstens mal als Schemel zum Aufsitzen dienen, da er ja ein wenig körperlich eingeschränkt ist.
Dann ist meistens Mittagessen, was er aber allein zu sich nimmt. Danach erledige ich die unterschiedlichsten Dinge, z.B. muss ich manchmal Stroh aus dem Pferdedung sortieren, da man dies ja wiederverwenden könne, sagt Herr von Eich.
Abendbrot darf ich nicht zu mir nehmen, weil ich zu dick bin. Nach dem Essen, bei welchem ich Herrn von Eich beiwohnen darf, erzählt er mir manchmal von Erlebnissen, die er im Ausland gemacht hat. Dann ist meistens Schluss. Wenn es geht, geh ich noch heimlich an den Computer. Passiert aber selten.

Herr von Eich spricht seit einiger Zeit immer öfter davon, wie sehr ich ihn doch enttäusche. Er sagt, der Dreck, mit dem ich zwischen den Zehen geboren wurde, lässt sich nicht einmal mit einem Hufkratzer entfernen und dass er mit seinem Latein am Ende ist.
Letztens hat er mich im Hof des Gutes beim Pinkeln erwischt. Ich dachte, dass sei kein Problem, schließlich machen das die Tiere und ein paar Knechte ja auch. Er war ziemlich böse, und ich musste eine Woche in einer Pferdebox schlafen. Ein wenig kalt war es schon da und die Pferde riechen ja auch nicht so toll. Na ja, Hauptsache weg von meiner beschissenen Familie.